Samstag der 09.09.2023, es war der elfte und damit vorletzte Spieltag für die Leipzig Lions in der laufenden Football-Saison. Bei wieder einmal brühend heißen Temperaturen empfing man die Magdeburg Virgin Guards auf dem eigenen Feld vor knapp 180 mitfiebernden Zuschauern, die besonders an diesem Tag ein nervenzerreißend spannendes Spiel erleben sollten. Die letzten beiden Begegnungen entschieden die Leipziger noch dominant für sich, als man in der vergangenen Saison die 30-Jahres-Jubiläumsfeier mit einem 38:00 Sieg krönte und zuletzt vor Magdeburger Kulisse sich ebenfalls mit 34:14 durchsetzen konnte. Eine vielversprechende Statistik also, die aber an diesem Nachmittag nur wenig Bedeutung haben sollte…
Wieder einmal war es die Leipziger Offense, die in das Spiel starten sollte und wieder einmal setzte man zu Beginn auf das Laufspiel. So brachte man den ersten Drive mit einigen erfolgreichen Läufen langsam ins Rollen und kämpfte sich Yard für Yard in Richtung Magdeburger Endzone. Vereinzelte Passversuche missglückten bislang und schienen von kleineren Unstimmigkeiten geprägt zu sein, sodass die eigenen Versuche letztlich an der gegnerischen 25-Yard-Linie zur Neige gingen und schließlich mit einem Fieldgoal zum 03:00 einstellte.
Schließlich hatte sich auch die Leipziger Defense der ersten Feuerprobe zu stellen, doch diese meisterte man mit Bravour – ein schnelles three-and-out zwang die Magdeburger zum Punt, auch wenn insbesondere der Quarterback der Gäste immer wieder, sowohl das Defensive Backfield der Lions, als auch die Front Seven mit tiefen Pässen und schnellen Scrambles aus der eigenen Pocket zu testen wusste.
Die folgenden Drives beider Seiten wurden bis tief ins zweite Quarter hinein von den Defenses des Gegenüber immer wieder unterbunden, auf Leipziger Seite insbesondere unterstützt durch gute Plays der Special Teams, die den Magdeburgern denkbar schlechte Ausgangspositionen einbrachte – besonders erwähnenswert: direkt zu Beginn des zweiten Quarters gelang einem geduldigen Simon Braun #21 eine Lehrbuch-Interception, als er einem Receiver der Virgin Guards den Ball vor den Händen wegpflückte.
Erst ein Punt der Lions der weit aus der eigenen Hälfte vorgenommen werden musste, sollte den ersten Scoring Drive der Virgin Guards einleiten. Mit einer ausgewogenen Mischung einiger Run und Passing Plays sowie schwer zu kontrollierender Rushes des Magdeburger Quarterbacks arbeiteten sich die Gäste bis zur 1-Yard-Linie vor, von wo aus sie sich selbst zum ersten Mal an diesem Tage mit einem Quarterback-Sneak für sechs Punkte auf das Scoreboard brachten und so einen Führungswechsel zum 03:06 erreichten, da der nachfolgende PAT misslang.
Sofort zu Beginn des dritten Quarters wollte sich die Lions offensichtlich für die kassierten Punkte revanchieren. So interceptete Tim Weidner #9 im ersten Play fast einen Pass, den er kurz zuvor selbst abfälschte und man drängte die Offense des Kontrahenten bis zu dessen eigener Endzone zurück.
Entsprechend aussichtsreich war nach einem Punt die Ausgangsposition für die eigene Leipziger Offense. Erneut kämpfte man sich Run für Run bis zur 1-Yard-Linie und letztlich bedurfte es von dieser alle vier Versuche, bis Running Back Max Hobeck #30 sich und seine Mitstreiter endlich mit einem Touchdown belohnen durfte, als er geradezu unberührt durch die Abwehrreihen durchtanzte. Mit einem erfolgreichen PAT lautete der neue Stand nun 10:06.
Die Defense der Lions knüpfte nun auch direkt an ihren starken Einstieg in die zweite Hälfte an. Man schien sich nach einigen Umstellungen zunehmend auf den mobilen Magdeburger Quarterback einstimmen zu können und ihm zunehmend die Lust zu nehmen, Rushing Versuche über die Außen zu starten. So verlagerten sich die Gäste vermehrt auf das Passspiel, sodass Arn Mazomeit #42 für ein weiteres Turnover den Ball interceptete und, man könnte sagen mit einem Toe-Drag par excellence, den Ball in-bounds sicherte.
Dies wusste nun wiederum die Offensive der Leipziger zu nutzen und arbeitete sich zum wiederholten Mal in Fieldgoal Reichweite. Auch bis zu diesem Zeitpunkt verließ man sich vorrangig auf das Laufspiel und vor allem Max Hobeck, der Erinnerungen an seine MVP-Saison des vergangenen Jahres aufkommen ließ. Schließlich gelang durch einen guten Kick von Jan Eisenbraun #3 über etwa 40 Yards bis zu den Uprights der Ausbau der eigenen Führung auf 13:06.
Das nächste Highlight boten dann, nach einer standfesten Defense Leistung der Lions, Jonathan Dietze #3 und sein Punt-Return Special Team: zu seiner linken öffneten sich danke guter Blocks nahezu 60 Yards freies Grün bis zur Endzone. Mit rasanter Geschwindigkeit gelang es ihm, bis in die Redzone vorzudringen, wo ihn jedoch ein letzter Magdeburger Verteidiger ins Stolpern brachte. Knappe 5 Yards vor der Endzone schlug er aus dem Straucheln heraus einen unfreiwilligen Salto, der ihn schließlich zum Stehen oder eher Liegen brachte. Letztlich jedoch nicht entscheidend – unter den befreienden Blocks schlich sich ein block-in-the-back, der die Lions Offense als spot-foul auf der 50-Yard-Linie ihre Versuche beginnen ließ.
Der folgende Drive blieb unerfolgreich und so war es wieder an den Virgin Guards, den Ball zu bewegen. Entgegen der zuvor unerfolgreichen Scoring Versuche in der zweiten Spielhälfte, gelang es den angereisten Gästen nun wieder in die Redzone durchzubrechen. Ein letzter kurzer Pass in die Mitte stellte dann schließlich mit einem erfolgreichen Point-after-Touchdown den Gleichstand von 13:13 ein.
Bei einem Untenschieden konnte es laut Regelwerk aber an diesem Nachmittag nicht bleiben und auch wollten beide Teams wenige Minuten vor Schluss den Sieg für sich verbuchen. Der Kickoff infolge des gelungenen Touchdowns der Magdeburger entsprach dann augenscheinlich einem Horrorszenario für die Leipzig Lions – ein flacher Onside-Kick traf einen Spieler in der vordersten Reihe, prallte von diesem ab und konnte vom Kickoff-Team der Gäste gesichert werden. Eine Strafe, aufgrund eines Frühstarts hatte jedoch eine Wiederholung zur Folge, sodass man dann einen regulären Kick empfangen konnte.
Die letzten Minuten der regulären Spielzeit wurden, wie bereits zuvor, von defensiver Dominanz beider Seiten geprägt, sodass Spieler, Coaching Staff und Zuschauer ein Novum der letzten Jahre erlebten – es ging in die Overtime. In dieser sollten nun beide Teams mit einem Drive von der gegnerischen 25-Yard-Linie starten. Der erste der Kontrahenten, der am Punkten scheitere, während der jeweils andere erfolgreich war, würde an diesem Tag mit einer Niederlage das Feld verlassen müssen.
So war es zuerst an den Virgin Guards die fehlenden Yards bis zur Endzone zu überwinden. Wiederholte Laufversuche konnte die Leipziger Defense weitgehend im Zaum halten, jedoch fand Magdeburgs Spielmacher dann schließlich doch seinen Receiver in der rechten Endzone-Corner. Inklusive erfolgreichem PAT zeigte das Scoreboard 13:20 – die Lions mussten nachziehen.
An gleicher Feldposition, doch unter enormen Druck begann nun Leipzigs Quarterback Nicolas Nauck #15 mit seiner Offense den mutmaßlich alles entscheidenden Drive. Auch die Lions hatten zäh an der gegnerische Defense zu kauen. Man ging zunehmend, trotz zuvor ausbleibenden Erfolgs, zum Passspiel über, bis zu einem dritten Versuch und noch sieben Yards zum Touchdown zu gehen – und dann war es soweit: der QB bewies Mut oder Wahnsinn, warf einen Pass nach rechts außen, Jan Eisenbraun stieg hoch und sicherte sich den Spielball trotz Double-Coverage für sechs Punkte.
So weit so gut, man ging auf Nummer sicher und bereitete sich auf den PAT vor, der den Ausgleich und damit eine weitere Overtime erzwingen sollte. Doch erneut wurden die Nerven aller auf die Probe gestellt. Ein zu hoher Snap, Jonathan Dietze der ihn noch abfangen kann; er läuft nach außen und rettet sich über die Goalline und damit den Sieg für die Leipzig Lions.
Damit war es geschafft, ein weiteres Mal konnten die Leipziger Hausherren sich im Duell mit den Magdeburger Virgin Guards behaupten, waren diesmal aber mehr mit einem blauen Auge davongekommen. Und dennoch war die Freude groß an diesem strahlend sonnigen Nachmittag und ebenso groß die Vorfreude auf das anstehende Saisonfinale, in welchem am Sonntag dem 17.09. ein letztes Mal zum Kickoff gepfiffen werden soll, wenn die Leipzig Lions 15 Uhr auf die Berlin Rebels II stoßen.
Mit einem weinenden Auge möchten wir uns darüber hinaus bei unserer Nummer 30 Max Hobeck bedanken. Der Running Back, der 2018 zu den Leipzig Lions stieß und seither ein Herzstück, nicht nur der Offense, auch des gesamten Teams war, verkündete nach dem Spiel sein Rücktritt vom American Football.
Wir hoffen, dich künftig weiterhin bei unseren Spielen willkommen heißen zu können, wissend, dass du immer ein Teil dieses Vereins sein wirst.
GO LIONS!